Liebes Publikum, wir wollten aufgrund der aktuellen CoVID19-Situation unser Frühjahrskonzert zu einem Herbstkonzert umwandeln und müssen dieses nun leider ebenfalls absagen.
Wir hoffen auf einen günstigen Termin im nächsten Frühjahr!
Ein reichhaltiges Archiv ist der gut gehütete Schatz eines
Blasorchesters. Die Speckbacher sind in der glücklichen Lage, mehr als 3000
Werke aller Arten und Stilrichtungen ihr Eigen zu nennen, und so liegt es nahe,
einmal die alten Mappen zu entstauben und die darin enthaltenen Schätze zu
entdecken.
Wer wäre dafür besser qualifiziert als unser ehemaliger Kapellmeister und
jetziger Archivar und Ehrenkapellmeister Herbert Ebenbichler? Er kennt das
Archiv wie kein Anderer und förderte einige echte „Perlen“ zu Tage.
So beginnen wir unser Konzert mit dem „Fackeltanz Nr. 1 in B-Dur“ von Giacomo Meyerbeer. Dieser war einer der erfolgreichsten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts und gilt als Meister der französischen Grand opéra. Seine vier Fackeltänze komponierte er für „königliche Hochzeiten“ – entsprechend festlich präsentiert sich die Musik.
Auch in diesem Jahr dürfen wir einen jungen Solisten aus den eigenen Reihen vorstellen, auf einem in Blasmusikkreisen lange gering geschätzten, dennoch umso vielseitigerem Instrument: dem Waldhorn. Mit „Cape Horn“ schuf der niederösterreichische Komponist Otto M. Schwarz ein ebenso wirkungsvolles wie anspruchsvolles Konzert, bei dem der Hornist alle Facetten seines Könnens unter Beweis stellen kann. Michael Scharf hat sich der Herausforderung gestellt und das Stück gemeinsam mit seiner Lehrerin Sylvia Klingler erarbeitet. Er absolviert damit auch gleich seine praktische Prüfung zum Goldenen Leistungsabzeichen des Blasmusikverbandes.
Die Suite „Deliverance“ des Schweizer Tubisten und Komponisten Etienne Crausaz stellt das Hauptwerk unseres heurigen Konzertes dar. Diese vierteilige Konzert-Suite beginnt mit einem ersten Teil im Stil einer Sicilienne, der ruhig beginnt und dann zu einem Höhepunkt führt. Der zweite Teil, ein Scherzo, gibt Raum für farbenreiches Musizieren und ist voll von humoristischen Elementen sowie starken Kontrasten. Im dritten Teil, den Vivace, steht der Dialog zwischen den hohen und den tiefen Stimmen im Mittelpunkt, einige Taktwechsel sorgen für die nötige Action. Der vierte Teil ist ein sprühendes, tänzerisches Stück, das in einem furiosen Finale endet. Mit diesem Werk als Pflichtstück konnten wir beim Bezirkswertungsspiel 2019 eine Goldmedaille mit Auszeichnung erspielen.
Wir beenden den ersten Konzertteil mit dem Marsch „Promenadenkonzert“ des Wieners Karl Schwetz. Der 1910 geborene Schwetz (auch Svec geschrieben) studierte 1928–34 an der Wiener Musikakademie Klavier, Komposition und Musiktheorie. Nach der Teilnahme am Zweiten Weltkrieg war er in Wien als Musiker tätig.
Zu Beginn des zweiten Teils feiern wir den 140. Geburtstag von Robert Stolz. Sein „Frühjahrsparade-Marsch“ wird immer wieder gern von Symphonieorchestern gespielt und stammt aus der gleichnamigen Operette, die 1964 in der Volksoper Wien uraufgeführt wurde.
Mit „Maske in Blau“ hat unser Archivar ein echtes Schmuckstück aus dem Notenbestand gezaubert. Die Musik von Fred Raymond ist wohl immer noch vielen Zuhörern im Ohr, und unser Arrangement beinhaltet die schönsten Melodien aus der am 27. September 1937 am Metropol-Theater in Berlin uraufgeführten Operette. Raymond würde heuer übrigens seinen 120. Geburtstag feiern.
Hans Bund (auch Jack Bund genannt) schuf mit „Erinnerung an ein Ballerlebnis“ ein Orchesterwerk mit der Länge von etwa sieben Minuten, das 1939 uraufgeführt wurde und oft als Beispiel für die musikalische Gattung der Gehobenen Unterhaltungsmusik genannt wird. Das Werk mit dem Untertitel „Tänzerische Skizze“ ist ein Charakterstück, wie es bei Instrumentalmusik dieser Art häufig war. Das „Ballerlebnis“ war ein aufregender Begriff und stand für erotische Erinnerungen und Erwartungen. Das Stück gehörte zu den beliebtesten seiner Gattung und wurde bis in die 1960er-Jahre und darüber hinaus überaus häufig von Rundfunkorchestern oder beim Kurkonzert gespielt. Es ist in unzähligen Einspielungen vorhanden. Weder wurde es als Jazzstück von den Nationalsozialisten beanstandet, noch konnten ihm die Umstände seiner Entstehung nach 1945 schaden. Der Mittelteil nach einer lebhaften Introduktion ist ein Blues (angegeben als Tempo di Blues) mit einer pathetischen Steigerung, auf den eine Coda mit Motiven aus der Introduktion folgt. Der Blues wurde in moderneren Arrangements wie von Paul Würges als „Lost Melody“ interpretiert.
Der amerikanische Komponist Leroy Anderson ist mit Stücken wie „Sandpaper Ballet“ oder „The Typewriter“ immer wieder in den Programmen der verschiedensten Gruppierungen zu finden. Wir haben uns diesmal für „Bugler´s Holiday“ entschieden, einem sehr bekannten Solostück für drei Trompeten. In unserer Fassung spielen sechs Solisten: Karl Wachter, Ernst Knapp, Daniel Wachter, Sebastian Aznaid, Markus Wannenmacher und Kassian Schwarz.
Den Abschluss unseres Konzertes bildet mit „Gallito“ ein Pasodoble (Doppelschritt) des Spaniers Santiago Lope. Die valencianische Presse bat Lope, für einen Stierkampf, der am 29.07.1905 in der örtlichen Plaza de Toros stattfinden sollte, einen Pasodoble zu Ehren eines berühmten Toreros zu komponieren. Lope übertraf sich selbst und komponierte zu diesem Anlass nicht nur einen, sondern vier Pasodobles, welche er den großen Toreros widmete, die an jenem Stierkampf teilnahmen. Es handelt sich dabei um die folgenden Pasodobles, in deren Titel er zumeist die volkstümlichen Spitznamen der Matadore verewigte: „Dauder“ für Agustín Dauder, „Angelito“ für Ángel González, „Vito“ für José Manuel Pérez und vor allem um sein Meisterwerk „Gallito“ („Der kleine Hahn“) für José „Joselito“ Gómez Ortega. Unter den Toreros Spaniens nimmt „Joselito“ insofern eine Sonderstellung ein, als er nach spanischer Ansicht als „der berühmteste Torero aller Zeiten“ gesehen wird.
Otto Hornek